Die Menschen in der Gemeinde von Edén haben einen Traum: Sie wollen sich unabhängig vom Erdöl machen. Das ist gar nicht so einfach, denn viele Alternativen gibt es hier nicht.
Unter ihrem Land liegen die größten nationalen Erdölvorkommen und bereits vor 20 Jahren wurden die ersten Verträge über deren Förderung geschlossen. Seitdem kämpfen die Bewohner um Entschädigungszahlungen, denn das Land, auf dem sie leben, gehört ihnen. Die Ressourcen im Boden hingegen gehören dem Staat.
Oft seien die verabredeten Hektarpreise lächerlich niedrig gewesen, erzählt uns Friederike Peters, mit der wir unterwegs sind. Sie wird im Dezember Aktionsgast von Adveniat sein. Die Erdölförderung und deren Folgen sind die zentralen Themen ihrer täglichen Arbeit. In vielen Fällen hätten die Firmen den Indígenas juristisch ausgefeilte Verträge vorgelegt, erzählt sie, deren Tragweite und Fallstricke damals keiner so recht abzusehen vermochte.
Der niedrige Ölpreis macht den Menschen zu schaffen
Aktuell macht den Menschen in der Region der niedrige Ölpreis zu schaffen: Die Ölfirmen und deren Subunternehmer haben viele Jobs gekündigt, oftmals sind sie Angestellten und Gemeinden Löhne oder andere Gelder schuldig geblieben. Erst im November 2015 gab es deswegen große Demonstrationen. Friederikes Arbeit im Rahmen der Pastoral von Rocafuerte ist das, was sie „concienticazión“ nennt: Bewusstseinsbildung. Sie klärt die Menschen über ihre Rechte auf. Hilft ihnen mit Bildungsangeboten, holt, wenn nötig, juristischen Rat ein.
Ein Etappenziel hat die Gemeinde in Edén erreicht: Die Firmen haben einen Teil ihrer Schulden bei ihnen beglichen, das Geld haben sie in ein Tourismusprojekt investiert: Die „Lluntziri Jungle Lodge“. Wir dürfen sie als erste Gäste sehen und bewohnen.
Ökotourismus mit Vogelwanderungen
Der Weg dorthin führt durch die Lagune „Eden-Yuturi“: Eine Stunde tuckert unser Kanu gemächlich durch das schwarze, spiegelglatte Wasser. Ab und zu schrecken wir in dem dichten Grün einen empört kreischenden Vogel auf. Und wenn wir genau hinschauen, entdecken wir Affen, die in den Bäumen hängen. Mitten in diesem Dickicht steht eine Ansammlung von Pfahlhütten, die Lodge der Gemeinde Edén: Arbeiter huschen über die Lichtung und setzen die letzten Pflänzchen an den akkurat angelegten Wegen ein.
Die geräumigen Cabañas riechen noch nach frischem Holz und Farbe. Stolz geleitet uns einer der Männer durch die liebevoll angelegte Anlage. Er stellt sich uns als unser persönlicher Ansprechpartner vor; aufrecht, den Arm hinter dem Rücken verschränkt, erzählt er uns, dass er gerade einen Kurs für Hotelfach in Coca absolviert hat. Eine Art Concierge in Gummistiefeln.
Noch ist vieles provisorisch in der Lluntziri Jungle Lodge: Praktisch niemand da draußen weiß von ihr; die Internetseite fehlt noch, ebenso die Kontakte in die Tourismusbranche, Werbung und Vermarktung. Doch die Bewohner von Edén sind fest entschlossen, dieses Projekt zum Erfolg zu führen. Ökotourismus mit Vogelwanderungen und Touren durch den Regenwald: Das wäre ihr großer Traum. Dann wären sie endlich nicht mehr von den Ölfirmen abhängig.
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