Es war fantastisch! Unser Fernseher lief in der casa ohne Pause, jeder Schritt von Papst Franziskus wollte mitverfolgt werden. Die Ankunft am Flughafen, seine Umarmungen, sein Lächeln – das, was ihn als Papst so menschlich und volksnah macht. Vor der Nuntiatur, in der er übernachtet hat, sangen Menschen stundenlang Lieder. Was machte Papst Franziskus? Er kam heraus, sprach mit den Menschen, dankte ihnen und bat sie, auch Rücksicht auf die Nachbarn zu nehmen. Die müssten ja auch schlafen und morgen wieder arbeiten. Die Menschen verstreuten sich.
Als er am Sonntag nach seiner Ankunft durch die Straßen in der Innenstadt fuhr, wird er nicht müde die Menschen mit einem Lächeln und einem Winken zu begrüßen. Das beeindruckt! Ich bin sehr froh, in dieser Zeit in Ecuador, in Quito zu sein!
Tausende kampieren auf dem Gelände des Flughafens
Und dann steht endlich die Papstmesse an. Ich stehe um fünf Uhr morgens auf, um rechtzeitig am Gelände des alten Flughafens zu sein. In den Stadt sind Unmengen an Menschen unterwegs, und das obwohl schon Tausende seit Montagnachmittag auf dem Gelände campieren. Die Straßen sind gesperrt, der Verkehr bis auf einzelne Linien eingestellt. Ausnahmezustand sozusagen. Die Regierung hat heute einen Tag “Sonderurlaub” ausgerufen, sodass jeder, der möchte, zur Messe gehen kann. Die Straßen zum Flughafen sind gerahmt mit Essens- und Verkaufsstaenden, es hat Rummelcharakter.
Ich habe die Möglichkeit mit Vertretern aus der Bischofskonferenz recht weit vorne in Sichtweite des Papstes meinen Platz zu haben. Ich habe Tränen in den Augen, als Franziskus in sein Papamobil steigt und seine Tour durch die Reihen startet. Es ist surreal, ich bin wirklich dabei, inmitten von über eiern Million Gläubigen und darf mit ihnen gemeinsam die Messe feiern. Es ist unbeschreiblich! Die Predigt ist klar: Einheit statt Individualismus, wir sollen uns als Brüder, als Schwestern sehen und genauso handeln. Evangelisierung hat mit Handeln zu tun, Worte reichen nicht.
Wertschätzung der Indigenen: Zweite Lesung auf Kichwa
Was mich aber neben der Predigt besonders gefreut hat: Die zweite Lesung wurde auf Kichwa gehalten. Phantastisch! Das ist die Wertschätzung, die so wichtig ist. In Ecuador sind 35 Prozent der Bevölkerung Indigenas, viele davon sprechen Kichwa. Und darauf kann man stolz sein!
So begeistert ich von der Messe war, ein Gefühl konnte ich leider nicht abschütteln: Wieso habe ich die Ehre, so weit vorne zu sitzen – obwohl so viele Ecuadorianer, Kolumbianer, Argentinier und andere voller Hoffnung und Glaube mindestens dreimal so lange ausgeharrt haben, eine stunden- wenn nicht tagelange Anreise hatten, dem Regen und der Kälte getrotzt haben und dann leider so weit hinten stehen, dass sie nur die Möglichkeit haben, den Papst auf der Leinwand zu sehen? Ist das gerecht?
Der Beitrag Ecuador: Messe mit dem Papst erschien zuerst auf Adveniat Blog.